Über die Kunst, an einem Wanderweg zu zelten

 

Wer in der Einsamkeit unter freiem Himmel eine angenehme Nacht verbringen will, muss verschiedenartige Bedingungen berücksichtigen. Erfahrungsgemäß gehört ein Zelt, trotz Gewicht (1805g), noch immer zur Grundausrüstung derjenigen, die quer durchs Land wandern, sei es, weil es auf manchen langen Strecken (von über 30 km) keine herkömmlichen Übernachtungsmöglichkeiten, wie etwa Hotels, Fremdenzimmer, Notunterkünfte, gibt, sei es , weil die Länge einer Tagesstrecke sich am topographischen Profil des Geländes, an den Wetterbedingungen, sowie an der Kondition des, bzw. der Wandernden orientiert, wobei Letzteres nicht unterschätzt werden darf.

Wer ein Zelt dabei hat, kann die Tagesstrecke flexibler gestalten, hat weniger Stress bei der Suche nach einem Obdach und spart Geld : in Deutschland etwa kostet ein Gästezimmer mit Frühstück um die 25€ (sogar 40€ ).

 

Aufschlagen des Zeltes

 

Topographische Bedingungen

            *Bei der Planung der Tagesroute

                        Schon am Morgen oder am Abend zuvor sollen auf einer Karte mit Maßstab 1:

50 000 mehrere Orte erkundet werden, die relativ flach sind. Gedacht wird dabei an abflachende Hänge, ebene Gipfelzüge oder Talsohlen.

             *In der näheren Umgebung des Nachtlagers

Mit großer Sorgfalt soll ein eine absolut flache Stelle gewählt werden. Falls keine vorhanden sein sollte, soll der nächste bereits erkundete Ort aufgesucht werden  Dabei soll der Weg langsam und bedächtig abgeschritten und nach links und rechts Ausschau gehalten werden. Eventuell soll man sogar zurückgehen.

              * Am Ort des Nachtlagers

Die Bodenbeschaffenheit soll in Augenschein genommen werden : ob es Vertiefungen oder kleine Unebenheiten gebe. Das Zelt soll dementsprechend aufgeschlagen werden.

                                   Flach liegen ist wichtig!

 

Bodenbeschaffenheit und biogeographische Bedingungen (Pflanzenwelt)

               Steinige, feuchte, schmutzige Stellen sollen möglichst vermieden werden. Das Zelt soll auf trockenem weichem Boden stehen., wobei abgemähte Wiesen oder Blätterteppiche im Wald ideal sind.

  Geäst, Tannenzapfen, Eicheln oder einzelne Steine sollen sorgfältig entfernt werden.

 Im Wald ist das Zelt vor dem lästigen Morgentau geschützt und ein Blätterteppich ist leicht zu finden. Es ist ratsam, nicht unter morschem Geäst zu zelten, das bei Absturz eine Gefahr sein könnte.

Will man auf einer abgemähten Wiese zelten, so muss theoretisch die Erlaubnis des Besitzers eingeholt werden. Außerdem ist man da nicht vor dem Morgentau geschützt (+ 1 Kilo), was zum zeitraubenden Trocknen des Zeltes führt.

 

Berücksichtigung von Windschutz, Richtung und Tageszeit

   Das Zelt soll möglichst vor vorherrschendem Wind geschützt sein., das heißt, dass die hintere Seite im Schutz einer Hecke, einer Baumreihe am Waldrand oder einer Mauer stehen soll. Derartige Schutzmöglichkeiten sind in unseren Breitengraden in etwa Nord-Süd gerichtet und können im voraus auf einer Karte gefunden werden.

   Im Wald ist Windschutz weniger wichtig

   Die Zeltöffnung soll nach Osten gerichtet werden, so dass die Rückseite den in der Regel vorherrschenden Westwind und den Regen auffängt.

   Das Zelt darf niemals bei eintretender Dämmerung aufgeschlagen werden, sondern gut eine Stunde davor.

   Man sollte sich daran gewöhnen, die Tagesetappe im Sommer spätestens gegen 19 Uhr zu beenden.

 

Psychologische Umstände

   Sie dürfen nicht unterschätzt werden, denn sie sind für Nachtruhe und Sicherheitsgefühl wichtig. Das Nachtlager soll unauffällig sein und nicht allzu viele neugierige Blicke auf sich ziehen. Wer sicher leben will, soll etwas versteckt leben ! Das Nachtlager soll einem auch durch schöne Aussicht, hübsche Umgebung oder Gehölz gefallen. Die unmittelbare Umgebung soll offen sein, damit kein Platzangst entsteht.

   Über 30-50 Meter Tiefe soll der Ort abgeschritten werden. Es erlaubt einem, sich zu entspannen und den Übernachtungsort zu entdecken. Dabei fällt der Blick auf herausragende Bäume oder Felsen, es wird auch beobachtet, wie das Nachlager zu Pfaden, Wegen, Straßen, Kreuzungen oder Häusern steht, die die Landschaft unterteilen. Dieses ist von großer Bedeutung, weil man dadurch die Herkunft von Nachtgeräuschen identifizieren kann und sich im Voraus mit ihnen vertraut machen kann.

   Es ist sicherlich eine große Hilfe, Geräusche der Natur, wie etwa den Schrei der Eulen, das Röhren der Hirsche, den Schritt des Rotwilds und der Wildschweine, zu kennen. Angst und Panik sollen vermieden werden. Aber was kann einem eigentlich schon in einem unserer Wälder, unter unseren wohltemperierten Klimabedingungen , passieren ? Kommt der Wanderer vor der Dämmerung an seinem Übernachtungsort an, so wird ihm der Ort, wie bereits gesagt, vertraut.

 

 

          Im Zelt leben und schlafen

 

   Die Bodenmatte soll in der Mitte des Zeltes liegen. Der Schlafsack darf nirgends mit  der Innenhülle des Zeltes in Berührung kommen.

   Um möglichst keine kalten Füße zu bekommen, soll man sie unter das aufgerollte Ende der Bodenmatte legen. Sollte es warm sein, so kann man sie darauf hochlegen.

   Tasche, Kleider, usw., sollen immer gleich ausgebreitet werden. Karten, Papiere, Brille gehören in die Seitentaschen des Zeltes, fast welche vorhanden sein sollten. Die Taschenlampe soll griffbereit in der nähe der Zeltöffnung liegen. Die Schuhe gehören unters Vordach. Zeitungspapier kann hineingestopft werden. Dort können sie trocken werden.

   Man soll sich umziehen, Sweat-Shirt, Strumpfhose, Socken anziehen, ev. sogar eine Mütze aufsetzen.

 

 

                 Das Zelt abbauen

 

   Morgens ist es empfohlen, spätestens um 7h aufzustehen. Dann soll der Schlafsack umgedreht und geschüttelt werden, er soll zum Trocknen aufgehängt oder ausgebreitet werden. „Katzenwäsche“ folgt.

   Die innere Hülle des Zeltes wird sorgfältig gesäubert, die äußere Hülle auf Schmutz oder Risse hin überprüft. Während das Zelt trocknet, werden alle Sachen auf eine Plastikplane ausgebreitet. Danach wird das Zelt methodisch ausgebaut, die Heringe werden gesäubert. Das Zelt wird zusammengelegt und in den zugehörigen Sack eingeräumt. Zum Schluss werden alle Sachen in bestimmter gleichbleibender Reihenfolge in den Rucksack verstaut. Das Zelt soll oben darauf, über dem Schlafsack, liegen. Das ganze Abbauen wird maximal 35 Minuten in Anspruch genommen haben.

 

                Wie soll man sich nun bei schlechtem Wetter verhalten ?

 

   Bei Regen soll man einfach....länger schlafen ! Hört der Regen auf, so soll man sich im Zelt anziehen und packen. Das nasse Zelt wird dann in einen Plastiksack gesteckt, der ganz oben auf dem Rucksack liegen soll, so dass es griffbereit ist und beim nächsten Halt zum Trocknen ausgebreitet werden kann. Wird ein Zelt länger als 24 Stunden nass aufbewahrt, so kann es verschimmeln. Bei schlechtem Wetter dauert das Abbauen wohl etwas länger. Wichtig ist es, jedes Mal der Reihe nach, quasi routinemäßig, vorzugehen.

   Es ist nicht verkehrt, auf der Wanderung wiederkehrende langweilige Aufgaben nach dem Prinzip des Taylorismus wie am Fließband zu verrichten!

   Der Zeltplatz soll in einwandfreiem Zustand hinterlassen werden.

 

   Jetzt auf bis zur nächsten Frühstückspause auf einer bequemen Bank oder auf einem Baumstamm am Wegrand !

 

 

Mit der freundlichen Übersetzung von Françoise Hönle aus Lich (Hessen)

 

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